O Śląsku i Ślązakach w flamandzkej gazecie
W flamandzkiej gazecie “grondvest” (numer 7-8/2020) ukazał się wywiad o Śląsku i Ślązakach z Robertem Starostą, założycielem i przewodniczącym Initiative der kulturellen Autonomie Schlesiens e.V.. Poniżej przesłany skan z gazety w języku flamandzkim. Robert Starosta przesłał nam także niemiecką wersję wywiadu, którą znajdziecie pod zdjęciem.
Die deutsche Fassung finden Sie unter dem Bild.
- Wer ist Robert Starosta?
Als polnischer Staatsbürger bin ich 1970 in der historischen Region Oberschlesien geboren. Ich bin mit meiner Familie 1978 in die Bundesrepublik Deutschland gekommen. Ohne einen Wort Deutsch zu sprechen. Damals in Polen der kommunistischen Zeit war es streng verboten in Oberschlesien, Deutsch zu lernen oder zu sprechen. Aufgrund der preußischen und ab 1913 der deutschen Staatsangehörigkeit meiner Vorfahren wurden wir als Deutsche anerkannt und bekamen den Aussiedler-Status. Unsere polnische Staatsangehörigkeit haben wir abgegeben. Wir haben uns angepasst. Meine Eltern haben über den Beruf schnell Zugang in die deutsche Gesellschaft gefunden. Ich über die Schule. Mein Leben verlief wie bei vielen anderen Durchschnittsbürgern. Dennoch blieben wir unserer Identität treu: Uns war bewusst, dass wir aus dem alten Oberschlesien stammen, wir fühlten uns als Schlesier und wir sprachen zu Hause untereinander – in Polen und später in Westdeutschland – unseren eigenen Dialekt. Die slawische Variante des Schlesischen beherrsche ich bis heute.
- Sie leben in Würzburg, wurden aber in Oppeln (Oberschlesien/Polen) geboren. Was bist du, ein Deutscher? Ein Pole? Ein Schlesier? Ein Bayer? Ein Franken?
Seit rund zehn Jahren lebe ich wieder in der Mainfranken-Metropole Würzburg, einer der lebenswertesten Regionen Deutschlands. Ich bin ein fränkischer Schlesier, der in Bayern lebt – so würde ich mich beschreiben. Mit meiner Heimatregion Oberschlesien bin ich tief verbunden.
- Warum haben Sie die ‚Initiative der kulturellen Autonomie Schlesiens e.V.‘ mitbegründet?
Über 4,5 Millionen heimatvertriebene Schlesier, die nach 1945 flüchten mussten, werden in Deutschland durch die Landsmannschaften und durch den Bund der Vertriebenen vertreten, sie haben ausschließlich eine deutschnational-preußische Ausrichtung. Ethnische Schlesier haben da nur wenig Platz. Bis 1992 kamen etwa 1,2 Millionen Ślůnzoki (Eigenbezeichnung der ethnischen Schlesier) als Aussiedler aus Oberschlesien nach Westdeutschland. In Polen nach 1945 galten sie als „germanisierte Polen“. Ihre schlesisch-slawische Sprache wird mit Polnisch gleichgesetzt, die Ślůnzoki sogar als eine polnische Minderheit interpretiert. Die Existenz einer eigenen schlesischen Sprache, Kultur und Identität wird nicht in Betracht gezogen. Zumindest einen Teil von ihnen wollen wir vertreten.
- Was ist der Zweck der schlesischen Vereinsinitiative?
Wir wollen die slawischen Schlesier in Deutschland sichtbar machen und als Minderheit anerkennen lassen. Die Kultur und Sprache von uns, ethnischen Schlesiern, darf in Deutschland, Polen und Europa nicht verloren gehen. Wir unterstützen die Schlesier, die in Polen geblieben sind. Auch die Schlesische Autonomiebewegung (Ruch Autonomii Śląska) bei ihrer Anerkennung als Minderheit und Nation unterstützen wir. Bei der letzten Volkszählung in Polen 2011 gaben 847.000 polnische Bürger ihre ethnische Zugehörigkeit als Schlesisch an und 148.000 gaben an, sich gleichzeitig als Schlesier und Deutsche zu fühlen, bei rund 300.000 Doppelstaatler. Wir stehen mit der Vereinsinitiative hinter ihnen.
- Hat diese Bewegung eine große Anhängerschaft?
Unser Verein hat etwa 50 aktive und sehr viele passive Mitglieder. Die Schlesische Autonomiebewegung hat etwa 7.000 Mitglieder und genauso, sehr viele passive Mitglieder. Was mich freut und stolz macht, unser Verein genießt in Oberschlesien eine hohe Akzeptanz, er ist als einziger ausländischer Verein im „Rat der Oberschlesier“ (Verband von 12 Vereinen) vertreten. In den Jahren 2010-2018 war die Schlesische Autonomiebewegung im Regionalparlament der Woiewodschaft Schlesien (polnisch: Sejmik Województwa Śląskiego) vertreten und sogar Teil der Regierungskoalition (mit einer kleinen Unterbrechung)
- Schlesien ist für den durchschnittlichen Flamen ein unbekanntes Gebiet. Was oder wofür sollte ein Flame Schlesien kennen?
Im 12.und 13.Jahrhundert waren unter anderem Flamen an der deutschen Ostbesiedlung in Schlesien beteiligt. Neben dem Magdeburger Recht war es das Flämische und Fränkische Recht, danach sind Städte, Dörfer und Siedlungen entstanden. Gewissermaßen sind also die Flamen ein Teil unsere Vorfahren.
- Warum feiern Sie Ihren Nationalfeiertag am 11. Juli (wie die Flamen)?
Es ist nicht unbedingt unser Nationalfeiertag. Am 15.Juli 1920 ist die Verfassung der Autonomen Woiwodschaft Schlesien und des Teschener Schlesien innerhalb der Zweiten Polnischen Republik in Kraft getreten. Dies galt bis 1945. Das ist der Anlass für die seit 2007 jährlich stattfindenden Märsche für die Autonomie in Kattowitz. Diese Verfassung ist die Legitimation einer zukünftigen „Autonomen Region Oberschlesien“, in historischen Grenzen. Das Ziel ist die Selbstverwaltung innerhalb Polens. Eigenstaatlichkeit ist nicht vorgesehen.
- Wie sehen Sie Flandern?
Die heutigen Schlesier streben nach Autonomie bzw. nach Föderalismus, was Belgien bereits hat. Neben dem deutschen und spanischen Model sehen wir die Dezentralisierung Belgiens als Vorbild. Eine komplette Loslösung Flanderns aus dem belgischen Staatsverbund sehe ich eher kritisch. Stattdessen sollte, im Sinne der Subsidiarität, der Föderalismus gegenüber dem Nationalstaat gestärkt, Kultur und Sprache hervorgehoben und differenziert werden.