Aleksander Lubina: Verleugnung und die ewig Gestrigen
Verleugnung
Heldenhaft ist es, wenn die Deutschen mit den Deutschen abrechnen und die Polen mit den Polen, was auch den Schlesiern zu empfehlen wäre, dass sie mit sich selber abrechnen und Frieden schließen.
Das Recht aufs Gedenken verpflichtet die Hinterbliebenen gleichzeitig, der Wahrheit treu zu bleiben und nichts zu verleugnen. Verleugnen ist der Lüge nicht gleich, aber es ist nicht totzuschweigen, dass das Verleugnen sich viel zerstörerischer auswirkt als die Lüge selbst.
Letztens leider werden „kleine Leute“ – Nazis und Nazis-Mitläufer oft zur Legende als Heimatshelden gemacht und in Unwirklichkeiten versponnen. Infolgedessen soll den Hinterbliebenen das schlechte Gewissen einigermaßen genommen werden.
Dies ist einer der wichtigeren Gründe dafür, warum ich mindestens versuchen will, mich damit auseinanderzusetzen, wie kränklich manche Leute mit der Vergangenheit und Gegenwart umgehen.
Ich mag hier keinen verletzen oder beleidigen – insbesondere nicht den Gedanken an Gefallene und Vergewaltigte. Meine Absicht kann aber falsch verstanden werden, falls man darauf beharrt, die Geschichte als solche stur zu verleugnen und die Frage nach der Mitverantwortung der Kinder, Enkel und Urenkel nicht zu beantworten, indem sie vermieden oder verdrängt wird, um mit der Geschichte nicht allzu ehrlich umzugehen.
Wird jemand mit der Frage nach der Mitverantwortung der Hinterbliebenen überrascht, darf er gewisse Zeit einfach einen erklärbaren Zorn verspüren, dass es eine andere Weltsicht gibt als die seine, und das Andersdenkende seine Anschauung nicht nur zu erläutern, zu erklären durchzusetzen, aber auch zu verwirklichen versuchen.
Vielleicht aus dem einfachen Grunde, dass es doch im Allgemeinen kaum etwas Unerträglicheres gibt, als (falsch) anzunehmen, dass man von seinesgleichen herablassend behandelt wird. Eine Witzfigur von sich selbst machen zu lassen. Etwas was der eigenen Gröβe (dem Gröβenwahn und typischen Hochmut) widerspricht. Etwas, was die Ehre meines/seines Landes und Volkes antastet oder anzweifelt, das wird verdreht oder einfach ignoriert. das wird verleugnet.
Während ein Leugner die Höhen und Tiefen der eigenen Geschichte nicht anerkennen kann, um eine lebenswerte Gegenwart zu gestalten, und versucht, die Vergangenheit umzudeuten, um trotz der historischen Tatsachen mit weißer Veste dazustehen, eine Geschichte zu erdichten, wo alle anderen Völker sollten Übeltaten verübt haben, und nur der Deutsche/Schlesier tadelhaft dasteht.
Es scheint mir, für viele in Medien angetroffene „Autoren“ nicht einfach zu sein, die Wirklichkeit als solche anzunehmen, aus ihr zu lernen und das Beste aus ihr zu machen – anstatt unter der Vergangenheit zu leiden, die Chance nutzen und die Zukunft erschaffen, anstatt sich an Dingen abzuarbeiten, an denen es sich nichts ändern lässt, ein Vorbild an den Errungenschaften Fremder zu nehmen und sich als Zeugnis eigener Leistungen zu verewigen.
Wer die Welt verändern will, ist gut beraten, bei sich selbst anzufangen.
Es fängt die Verleugnung nicht nur damit an, dass Nazi-Lieder und Parolen gejohlt, dass Judenwitze gemacht, Menschenrechte ausgelacht werden, dass es über Schwule gelästert wird, dass man Fremde ihre Nichtigkeit will spüren lassen, dass Gorole und Polacken verspottet werden, dass schlesischem Hochmut Tribut gezahlt wird, dass die ewig gestrigen, anstatt auszusterben, Schlesien wieder braun verfärben.
Obiges ist nicht nur in den Medien mühelos zu finden.
Ein signifikant konkretes Beispiel ist die Stellungnahme gegenüber der sagenumwobenen Wehrmacht bei der die Väter und Groβväter gedient haben. Dieses Huldigen der Wehrmacht, diese Geschichtsverleugnung wird auf zahlreichen Seiten im Internet ersichtlich.
Da huldigen der Wehrmacht Individuen, die des Deutschen nicht mächtig sind, kein ordentliches Buch gelesen haben, sich nicht gerade mit einer vernünftigen Arbeit bekleckert haben. Individuen gegen die nicht nur Deutsche anzukämpfen verpflichtet sind.
Heimatshelden?
Laut Schätzungen sind entfernten sich also ohne Genehmigung oder triftigen Grund drei oder mehr Tage lang von ihrer Truppe im Zweiten Weltkrieg bis zu 400.000 Wehrmachtssoldaten – sind also schlicht gesagt auf diese oder jene Weise desertier. Das machte im Groβen und Ganzen gut zwei Prozent aller Soldaten aus. Viele gingen freiwillig in feindliche Kriegsgefangenschaft, andere versuchten wie unterzutauchen. Die Chancen, damit erfolgreich zu sein, waren gering: rund 23.000 Männer wurden erschossen.
Auflistung der Massaker durch deutsche Heimatshelden:
Massaker: von Abtnaundorf, in den Ardeatinischen Höhlen, im Arnsberger Wald, von Babyn Jar, Berdytschiw, Borova, Borów, Caiazzo, Celle, Chortiatis, Ciepielów. von Deutsch Schützen, Distomo, Drobyzkyj Jar, im Hafen Czerniaków, von Huta-Pieniacka, Massaker von Palmnicken 1945, Javoříčko (Luká), Józefów, Kalavryta, Kamenez-Podolsk, Kandanos, auf Kefalonia, von Kľak, Komeno, Kondomari, Kos, Kraljevo und Kragujevac, Kyjanice, Lago Maggiore, Massaker von Le Paradis, Massenmorde in Lemberg im Sommer 1941, Massaker von Leskowitz, Ležáky, Lidice, in Liepāja, Lingiades, Maillé, Malmedy, Marzabotto, Mniszek (Kujawien-Pommern), von Odessa, Oradour, Ostrý Grúň, Palmiry, Palmnicken 1945, Penzberger Mordnacht, Massaker von Piaśnica, Ploština, Ponary, Prlov, Przemyśl, Radolišta, Rumbula, Sant’Anna di Stazzema, Simferopol, Smijowskaja Balka, Blutsonntag von Stanislau, Szymankowo, Tal des Todes (Bydgoszcz), Telavåg, Massaker Treuenbrietzen, Massaker von Tulle, Massaker am Turchino-Pass, von Velké Meziříčí, Vinkt, Wawer, Wola, Wormhout, im Zuchthaus Stein.
Es geht einfach nicht, gleichzeitig der in der Nachkriegszeit durch Russen und Polen ermordeten Schlesier zu gedenken und die „Heimatshelden“ zu preisen.
Das ist einfach Verleugnung.
Górnoślązak/Oberschlesier, germanista, andragog, tłumacz przysięgły; edukator MEN, ekspert MEN, egzaminator MEN, doradca i konsultant oraz dyrektor w państwowych, samorządowych i prywatnych placówkach oświatowych; pracował w szkołach wyższych, średnich, w gimnazjach i w szkołach podstawowych.
Titelbild: Borova – Albinfo, Wikimedia Commons