Natalia Klimaschka: Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen am Berliner Tropf

In den letzten Monaten hat die “Nowa Trybuna Opolska” (NTO) – die größte regionale Tageszeitung in Oppeln ein paar Texte über den aktuellen Zustand der deutschen Minderheit veröffentlicht. Die Redaktion lud die Leser zu einer Diskussion über die „Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien [SKGD]“ ein. Die Zeitung ist von der journalistischen Redlichkeit weit entfernt, weil man deutlich sehen kann, dass dort meistens nur Lobeshymne auf den SKGD-Vorsitzenden Rafal Bartek und seiner Gefolgsleuten gedruckt worden sind. Mein kritischer Text wurde jedoch abgelehnt. 

In erster Reihe bin ich davon irritiert, dass die SKGD einen Kreuzzug gegen die schlesische Organisationen führt. Ich bin sehr überrascht, dass man die Anerkennung des schlesischen Dialekts als Sprache ablehnt. Bei den Treffen sowohl der Mitglieder des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit, wie auch bei den Deutschen Freundschaftskreisen, bedienen sich jedoch fast alle des schlesischen Dialekts. Wir haben hier mit einer grotesken Situation zu tun, dass diese Minderheit sich als “deutsch” bezeichnen will, obwohl ihre Aktivisten die deutsche Sprache, so wie der Teufel das Weihwasser, ablehnen.

Und dieses Phänomen kann man nicht damit erklären, dass in der Ära des Kommunismus die Verwendung der deutschen Sprache verboten war und dass die Gesellschaft vor dem Deutschsprechen einfach Angst gehabt hatte. Diese Angst ist damals völlig verständlich gewesen, weil man leicht auf Denunzianten treffen konnte. Aber damit ist es schon fast 30 Jahre vorbei. Inzwischen hat die deutsche Minderheit viele Geldmitteln bekommen, um einen gründlichen Deutschunterricht den Oberschlesier anbieten zu können. Bis heute gibt es aber Deutschkurse, die aber kaum Aufmerksamkeit wecken. Man widerruft sich jedoch gerne auf die Parole, dass Deutsch “die Sprache des Herzens” sei. Wie man sieht, sind diese Sprüche nur ein Lockmittel, um die verwirrte schlesische Wählerschaft für sich zu gewinnen. 

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Diese böse Abneigung der schlesischen Gesellschaften gegenüber hat wahrscheinlich ganz andere Gründe. SKGD hat inzwischen jeglichen Charakter der sozialen und kulturellen Organisation verloren. Sie verhält sich einfach wie eine politische Partei und die anderen schlesischen Organisationen sind eine unbequeme Konkurrenz, die man natürlich besiegen muss.

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Vor den Wahlen erleben wir eine wahre Evolution. Der Landesvorstand der SKGD verwandelt sich in ein Wahlkomitee um und nutzt die Strukturen der Organisation, um den Wahlkampf führen zu können. Die Mitglieder der SKGD helfen willig. Viele von ihnen ziehen ein T-Shirt mit entsprechenden Logo an und verteilen Flugblätter. Ich wurde auch so missbraucht. Die anderen sammeln die Unterschriften, organisieren Wahlveranstaltungen. Wie im Imperium Romanum bestechen die Funktionseliten der SKGD ihre Wähler mit der Verteilung von Kaffee und Kuchen. Alles wird aus der Tasche der deutschen Steuerzähler finanziert. SKGD fordert billige, kitschige Volkskultur, um die Ensembles auf den Wahlveranstaltungen missbrauchen zu können.  

Nach der Wahlen kehrt das Komitee auf wunderbare Weise in die alte Form der sozial-kulturellen Gesellschaft wieder zurück, um fette Banknoten aus der Geldtasche der Tante Angela aus Berlin beziehen zu können. Dieses Versteckspiel nutzt der SKGD um Vorteile und Privilegien für sich zu sichern, von den die anderen Parteien in der Region nur träumen können. Wenn die Anderen nur kurze TV Spots präsentieren dürfen, strahlt SKGD in der besten Sendezeit solide „publizistische“ Magazine, die reine Wahlpropaganda sind, und auch noch aus den Bundesmitteln finanziert. Man kann mit bloßen Augen sehen, dass die von der Minderheit produzierten Inhalte der propagandistischen Sender Russia Today ähneln. Wobei von der handwerklichen Qualität der russischen Sendung sind sie natürlich weit entfernt. 

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Die SKGD ist nicht nur für das schlesische Umfeld unehrlich. Sie betrügt vor allem ihre eigene Mitglieder. Dabei nützt sie das Vertrauen und die nostalgische Sehnsucht der älteren Generation aus. Das Deutschtum ist doch für die ältere Generation wie ein Symbol ihrer Kindheit. Die SKGD ist auch ein Zeichen gegen das Unrecht, dass ihnen während der kommunistischen Regime widerfahren ist.

Diese Sehnsüchten werden von den Funktionseliten der SKGD missbraucht um sich lukrative Stellen zu sichern. Die Organisation konnte man mit einem mittelalterlichen Herzogtum vergleichen. Wie Vasallen dienen die kleine Aktivisten der Lehnsherren der SKGD, um ihnen zu gut bezahlten Stellen zu verhelfen. Mit diesem ganz kleinen Unterschied, dass in der Zeit des Feudalismus die Lehnsherren sich um ihre Vasallen gekümmert haben. Dagegen interessiert sich die Führung der SKGD für schlichte Leute nicht. Hier gibt es weder Streben nach einer glaubwürdigen Gemeinschaft, noch eine wirksame Unterstützung von Gruppeninteressen.  

Als Juristin kann ich diese Situation gar nicht akzeptieren, dass die politisch ausgerichtete Tätigkeit der SKGD mit Millionen Euro aus dem Haushalt eines fremden Staates, der Bundesrepublik Deutschland, finanziert wird. So ein Treiben wurde in jedem anderen Staat schnell mit einem Skandal beendet. In Folge dessen besuchen die Funktionsleiter deutsche Politiker, die sie belehren, wie sie denken sollen. 

Gäbe es deutsches Geld nicht, das die Organisation künstlich am Leben hält, würde die deutsche Minderheit innerhalb wenigen Monaten von der Erdoberfläche verschwinden. Die SKGD ist eine Leiche am deutschen Tropf, welche mich an ein Zombie erinnert. Sie wurde von der Identität und Seele beraubt, und ihr schwacher Puls wird mit fremden Geld versorgt. Meiner Meinung nach, schadet nur das deutsche Geld der deutschen Minderheit. Dadurch kleben an der Organisation Nutznießer, den die Sache egal ist. Und sie engagieren sich in der SKGD nur für demoralisierend hohen Einkünfte. Gäbe es dieses Geld nicht, würde die Mehrheit der hauptberuflichen Aktivisten von der SKGD einfach verschwinden. Und gut so. 

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Und wenn es um den Zugang zum polnischen oder deutschen Geld geht – das hängt nur davon ab, was für gute Verhältnisse jemand mit dem SKGD-Vorsitzenden Rafal Bartek hat. Rund um den Bartek konzentriert sich das ganze Universum der Firma, die sich “Deutsche Minderheit” nennt. Diese Verhältnisse erinnern mich an den Hof von Versailles, wo sich alles auf dem le Roi-Soleil Ludwig XIV. fokussierte. Wer sich bei Herrn Rafal Bartek einen guten Ruf erfreut, kann sinnlosen Projekte realisieren und mit einem vollgefüllten Geldbeutel rechnen. Eigenmeinung ist verboten. Wer es wagt, hat bei der SKGD nichts mehr zu suchen. Die Möglichkeit einen Auftrag zu bekommen gibt es nicht mehr. Dadurch verursacht das deutsche Geld den Abgang von den wertvollsten Menschen. Mir ist auch das bewusst, dass ich dort keinen Eintritt mehr haben werde. Da bin ich aber nicht die Erste und Einzige, deswegen mache ich mir drum überhaupt keine Sorgen. 

Ich finde, dass die Teilung unserer Leuten auf “großartige” Deutschen und “abstoßende” Schlonsaken unverzeihlich ist. Die schlesischen Organisationen sollten der wichtigste Bündnispartner der SKGD sein.

Natalia Klimaschka absolvierte Jura an der Universität Oppeln. Sie ist ehemalige Praktikantin im Abgeordnetenbüro von Ryszard Galla und bewarb sich um den Posten des Vorsitzenden des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit.

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