Aleksander Lubina: Mitläufer
Wer verantwortet was? Wer trägt die Verantwortung? Wer wird entschuldigt? Wer wird frei gesprochen? Wer wird an Gewissensbissen leiden? Wer hat ein reines Gewissen? Haben es die Mitläufer?
Der Begriff Mitläufer ist angeblich seit dem 17. Jahrhundert bekannt.
MitläuferInnen sind oder eine oder mehrere Personen, die von dem Gedankengut oder der Richtlinie einer Partei, einer Regierung, oder einfach einer Gruppe/Gruppierung nicht gänzlich überzeugt sind, aber die infolge eines Gruppenzwanges, einer Gruppentendenz, ihre bisherigen Werte als “passiver Anhänger” Partei, einer Regierung, oder einfach einer Gruppe/Gruppierung aufgeben. Jedoch nicht immer scheint es mit den MitläuferInnen so einfach und steril zu sein. Folglich wird das Hervorgehende auf simple Art und Weise erläutert.
Geschichtlich?
In der amerikanischen Besatzungszone war der Mitläufer die vierte und folglich die niedrigste Stufe des Entnazifizierungsverfahrens:
Bei den Entnazifizierungsanhörungen wurden die Deutschen in fünf Gruppen eingeteilt:
- 1. Hauptstraftäter (Hauptschuldige);
- 2. Straftäter: Aktivisten, Militante oder Profiter (deutsch: Belastete);
- 3. Geringfügige Straftäter (Minderbelastete);
- 4. Anhänger (deutsch: Mitläufer);
- 5. entlastete Personen.
Im Wesentlichen wurden Mitläufer faktisch für schuldig befunden, zu NS-Verbrechen beigetragen zu haben, obwohl sie sich nicht ideologisch auf das Wesentliche festgelegt hatten.
Zu den bekannten Mitläufern gehörten neben von Karajan der Philosoph Martin Heidegger und der Regisseur Leni Riefenstahl.
Gegenwärtig?
Seit mindestens Ende des Zweiten Weltkrieges werden als Mitläufer diejenigen bezeichnet, die sich einer Partei, Gruppe, Tendenz, Strömung anschließen, ohne sich aktiv daran zu betätigen, aber nicht selten mit konkreten Profitaussichten – was doch einiges einfach zu erklären vermag.
Mit dem Begriff Mitläufer ist jedoch eine eindeutig negative moralische Bewertung der auf diese Art und Weise beschriebenen Person verbunden.
Die heutige Verwendung betont vor allem den Gesichtspunkt, dass ein Mitläufer alles passiv geschehen lässt oder einfach mitmacht, ohne dabei für sein Verhalten Rechenschaft abzulegen oder Verantwortung zu übernehmen. Mitläufer werden je nach Situation als harmlos, gedankenlos oder beschränkt eingeschätzt oder negativ als egoistisch, opportunistisch, gesinnungs- oder gewissenlos, verantwortungslos oder unkritisch bezeichnet.
Statt Mitläufer werden auch die Ausdrücke Anhänger, Parteigänger, Sympathisant Konformist, Oppurtunist verwendet. Den Effekt findet man in Herd-Gesellschaft (z.B. nationale Staaten, Religionen) deutlich stärker verbreitet als in individualistischen Gesellschaften (z.B. dezentralisierte multinationale Staaten, kontemplativ orientierte Religionspraktiken).
Die Mitläufer werden durch die Schweigespirale begleitet, die die Nicht-Mitläufer passiv betrachtet. Die Schweigespirale entsteht wenn diejenigen, die eine gegensätzliche Meinung vertreten, beschließen zu schweigen, statt ihre Meinung zu vertreten und kundzugeben.
Die Mitläufer werden durch die Bereitschaft gekennzeichnet, sich den voraussichtlich erfolgreichen Tätern anzuschließen. Zum Beispiel wollen Wähler gerne auf der Gewinnerseite sein – sie wählen lieber diese „Politiker“, von denen es erwartet wird, dass sie die Wahl gewinnen. Wenn sich die Mitläufer einer Gruppierung, einer Partei oder sozialen Bewegung anschließen, um Vorteile zu ergattern oder Nachteile zu vermeiden. Zum Beispiel vor und nach 1933 der NSDAP, nach dem Zweiten Weltkrieg nach 1946 der SED oder nach 1948 der PZPR. Oder heutzutage der…
Werden im Laufe einer Wahl erste Prognosen des Wählerverhaltens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, beginnen einige Wähler, ihre Wählerstimme nicht mehr dem präferierten Kandidaten zu geben, sondern dem vermeintlichen Gewinner dieser Wahl, und noch unentschlossene Wähler folgen der breiten Masse und geben ebenfalls dem prognostizierten Gewinner ihre Stimme.
Es werden oft Mitläufer für sich gewonnen, wenn Versprechen gegeben werden, die den Wählern das Blaue vom Himmel versprechen, was nie und nie eingehalten werden kann…
Górnoślązak/Oberschlesier, germanista, andragog, tłumacz przysięgły; edukator MEN, ekspert MEN, egzaminator MEN, doradca i konsultant oraz dyrektor w państwowych, samorządowych i prywatnych placówkach oświatowych; pracował w szkołach wyższych, średnich, w gimnazjach i w szkołach podstawowych.