In der Kürze liegt die Würze #8 Die Schreibregeln der (ober)schlesischen Sprache

Mitte Oktober erschienen auf dem Markt die Schreibregeln der (ober)schlesischen Sprache von Henryk Jaroszewicz (pl.: “Zasady pisowni języka śląskiego”) welche als längst fälliges Nachschlagewerk trotz missgünstiger Behandlung seitens des polnischen Staates – welcher sich nicht um seine Regionalsprachen kümmert – und kleine Regional-/Literatursprachen unterdrükender Wissenschaftler um den Polonisten Jan Miodek, welche in der Zeit der Volksrepublik Polen hängen geblieben sind, folgerichtig in den letzten Tagen erschien. Am Rande ist zu erwähnen, dass dieses Phänomen auch andere nicht in der Republik Polen annerkannte und vom aussterben bedrohte Regionalsprachen, wie das Masurische oder Wilmesauerische betrifft.

Jan Miodek ist der Urheber der unwissenschaftlichen Formulierung (aus dem Polnischen übersetzt, Minute 1:06.48 – gerne empfehle ich jedoch bei der Gelegenheit sich die ganze akademische Debatte anzuhören): “Ich unterstreiche noch einmal, ich respektiere jede Identitätsdeklaration: polnisch-schlesisch, schlesisch, aber dass der schlesische Dialekt mit seinen zahlreichen Gwaras eine Varietät des Polnischen ist, ist für mich eine objektive Wahrheit gleich dem, dass: 2 × 2 = 4 ist” (Gwara wird auf Deutsch oft salopp mit Mundart übersetzt, jedoch wird bei der Übersetzung sehr oft auf die ausgesprochen abwertende Bedeutung – ähnlich dem deutschen Begriff: Kauderwelsch – nicht hingewiesen, für näheres empfehle ich folgenden Beitrag) diese und ähnlich voreingenommenen Aussagen Professor Miodeks haben sich als “Mantra Miodka” in dem polnischsprachigen Diskurs zur (ober)schlesischen Sprache – ob wohl oder übel – etabliert. Dass diese Formulierung unwissenschaftlich ist, bedarf keiner tiefgründigen linguistischen Analyse. Herr Professor Jan Miodek mag ja ein berühmter und medial bekannter Polonist sein, jedoch anscheinend zu wenig Mathematiker um sich als mathematisch-linguistische Theorien zu Wagen – Wobei müsste ein guter Linguist nicht wissen, dass Mathematik im Verbund mit Linguistik mit viel Demut zu genießen ist? Frage mich, ob seiner Formulierung folgend, für Ihn das Luxemburgische, Kaschubische oder das Friesische auch nur lupenreine Gwaras sind?

Bei dieser Gelegenheit ergibt es sich zu erwähnen, dass es in der Republik Polen nach dem Jahre 1989 bis heute keine Hinterfragung der wissenschaftlichen Mitarbeiter an den polnischen Universitäten gab, wie es jene im Zuge der ’68er Bewegung in Westdeutschland gegeben hatte. Das Motto “Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren” erfuhr bis heute kein Pendant in der Republik Polen. “Unter den Talaren – roter Muff aus Ostblock-Jahren” müsste es schon längst in Polen geheißen haben. Dies wird wahrscheinlich nicht mehr der Fall sein, da die 40 Jahre dem Roten Establishment eher zugutekamen als die 12 Jahre den Braunen in Deutschland, um sich einzunisten… Dies wird vermutlich erst die Zeit – mit nicht im nationalkommunistischen Polen akademisch (ver)erzogenen Hochschullehrkräften, in der Herr Professor Henryk Jaroszewicz mit seiner Forschung im Bereich der schlesischen Sprachforschung als neu unbelastete Generation polnischer Hochschulwissenschaftler zu werten ist – geradebiegen. Dies gebührt aller höchsten Respekt und ist zum Anlass der o.g. Veröffentlichung auch festzuhalten. Es war sicherlich nicht leicht gegen das rote Establishment, deswegen umso beeindruckender, wie es Herr Professor Jaroszewicz mit seinen wissenschaftlichen Beiträgen das rote Narrativ des Establishments zum Status der (ober)schlesischen Sprache dekonstruierte. Diese Ausschweifung soll nun nicht jede Hochschulkraft, welche Ihre wissenschaftliche Karriere zwischen 1945 und 1989 im Ostblock maßgebend vertrieb, an den roten Rand drängen. Eine Frau Professor Rostropowicz mit Ihren Veröffentlichungen zu Schlesien beweist ebenfalls seit Jahren eindrucksvoll, dass man als heute älteste Generation von im polnischen Staate tätigen WissenschaftlerInnen auch fern roter Narrative Forschung betreiben kann! Die Fragen, die ich hierbei unbeantwortet lasse, sind: “Wird rotes Gedankengut in der heutigen deutschen Wissenschaft unbesonnen aufgenommen? Werden polnisch-nationalkommunistische Narrative zu Schlesien genügend hinterfragt? Und da nun Schlesien größtenteils in der Republik Polen liegt, werden diese als Dogmen angenommen?“

Dej pozōr tyż:  Joseph von Eichendorff: Tynskność i Ksiynżycowo noc

Ins Deutsch übersetzte Stichpunkte aus der o.g. Veröffentlichung:

Dalszŏ tajla artykułu niżyj

Das (Ober)Schlesische ist eine selbständige westslawische Sprache, die neben dem Polnischen und Kaschubischem zur lechischen Sprachgruppe gehört.

Ältestes verschriftlichter Satz auf Schlesisch: “day ut ia pobrusa” aus dem 13./14. Jhd in im Liber fundationis claustri sanctae Mariae Virginis in Heinrichow erfast.

Orthographie der (ober)schlesischen Sprache (in den Ślabikŏrz- Schreibregeln)

Orthographisches Wörterbuch der (ober)schlesischen Sprache (in den Ślabikŏrz- Schreibregeln)

Grammatische Ergänzung (in den Ślabikŏrz- Schreibregeln).

Die Ślabikŏrz-Schreibung ist die populärste Schreibweise, die sich unter mehreren Schreibregeln durchsetzte, und schon bei vielen Verlagen Verwendung fand, lange vor dem Veröffentlichungsdatum der o.g. Werkes bestand Szczepan Twardoch – einer der erfolgreichsten polnischsprachigen Schriftsteller – darauf seinen Roman “Drach” in dieser Schreibweise ins (Ober)Schlesische zu übersetzen. Die Tatsache, dass Twardoch dies als polnischsprachiger Schriftsteller tat, unterstreicht nur den des Status des (Ober)Schlesischen als etablierte Literatursprache in der Form der Ślabikŏrz-Schreibweise, Twardochs “Pokora” (dt.: “Demut”) folgte ebenfalls als weitere Übersetzung ins (Ober)Schlesische nach dem Erfolgsroman “Drach”. Ein weiterer erfolgreicher polnischsprachiger Schriftsteller, Zbigniew Rokita aus Oberschlesien, ließ ebenfalls seinen Bestseller “Kajś, opwowieść o Górnym Śląsku” ins Schlesische übersetzen. Die Veröffentlichung der (ober)schlesischen Fassung “Kajś, gyszichta ô Gōrnym Ślōnsku” (dt.: Irgendwo, eine Erzählung über Oberschlesien) fand am 5. Oktober 2022 statt. Twardochs Romane erschienen übersetzt beim Verlag „Wydawnictwo Literackie“, Rokitas hingegen beim ebenfalls renommierten polnischen Verlag „Wydawnictwo Czarne“. Darüber hinaus existieren weitere Verlage die auf (Ober)Schlesisch veröffentlichen, unvermeidlich ist es bei dieser Gelegenheit den Verlag Silesia Progress zu nennen, der eine Fundgrube für auf schlesisch geschriebene Literatur ist und nicht nur Übersetzungen von Bestsellern herausbrachte, sondern auch Autorenwerke, wie des Mitglieds der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung: Adam (Pejter) Kubik mit seiner neuesten Veröffentlichung „Reisememoiren“, auf Deutsch und Schlesisch verfasst, mit aktuellen Sichtweisen zu Oberschlesien und seinen Sprachen, welche aus der Perspektive der Länder (u. A.: Südtirol, Texas, Schottland), die er bereiste, beobachtet worden sind. In einem praxisorientierten populärwissenschaftlichem (Ober)Schlesisch niedergeschrieben.

Dej pozōr tyż:  Nasz Plebiscyt 1921

Resumé

Professor Henryk Jaroszewicz gelang es, mit dieser Veröffentlichung einen Zäsur für die literarische (ober)schlesische Sprache abzuschließen, bei der mit ihren literarischen Werken zahlreiche (ober)schlesische Autoren mithalfen, 140 000 eigenhändig unterschriebener Unterschriften für die Anerkennung durch den polnischen Staat des (Ober)Schlesischen als Regionalsprache – vergebens gesammelt worden sind, da diese in den Papierkorb von der polnischen Regierung respektlos weggeworfen, über eine halbe Million Sprecher des (Ober)Schlesischen die laut Volkszensus 2011 diese Sprache sprechen stehen dahinter und dies ist nur die Spitze des Eisberges, die namentlich in dieser kurzen Beitragsform herausragt. Neue Veröffentlichungen zur (ober)schlesischen Sprachforschung werden künftig nicht an dieser Publikation bezugslos vorbeikommen, wenn es um den Status des (Ober)Schlesischen als Sprache geht, ohne Gegenwind der neusten post-nationalkommunistischen Wissenschaft in diesem Bereich zu ernten.

Erhältlich ist Professor Jaroszewiczs Veröffentlichung unter folgendem Link. Oder besser gesagt wird vermutlich wieder ab Mitte November 2022 erhältlich sein werden, sobald der Nachdruck den Verlag verlässt. Der Erstdruck wurde binnen zwei Wochen vergriffen!

Ausführliches Interview mit Professor Jaroszewicz bei Wachtyrz zur seinen neuseten Veröffetlichung: Link

Hannes Sowistscholl
Oberschlesier reinster krwi, ejźli fto wierzi, co co takigo existieruje…
Gōrnoślōnzŏk reinsten Blutes, wer an eine Existenz von so etwas glauben mag…

кркркркркркрасный, czerwony?!

Unter den Talaren – roter Muff aus Ostblock-Jahren

Dej pozōr tyż:  Mirosław Syniawa: Trza jynzykowi poezyje?

Der Honig ist nicht so süß wie er scheint – wissen Imker längst Bescheid, so Popoff

Bisweilen in der deutschen oder oberschlesischen Sprache auf Wachtyrz.eu erschienen:

Krōtko a korzynnie #7 Zŏwiść pojstrzŏdkiym do teilowaniŏ Ślōnzŏ(cz)kōw?

Krōtko a korzynnie #6 Kandy podzioło sie nasze “Szczyńść Boże” a “Z Bogiym”

In der Kürze liegt die Würze #5 – 21. Juli 2022 Łukasz Kohut und Birgit Sippel schauen sich die Lage der Sprachdiskriminierung im oberschlesischen Rosenberg (Ôlesno) an

In der Kürze liegt die Würze #4 Autonomiemarsch 2022

Krōtko a korzynnie #3 “Reisememoiren” abo “Kajś” richtig a niy po sielach?

Krōtko a korzynnie #2 “Przemilczane” ôd Moniki Neumann

Krōtko a korzynnie #1 Annaberg – Oberschlesien vel niydupowate Ślōnzŏki

Społym budujymy nowo ślōnsko kultura. Je żeś z nami? Spōmōż Wachtyrza

2 kōmyntŏrze ô „In der Kürze liegt die Würze #8 Die Schreibregeln der (ober)schlesischen Sprache

  • 10 listopada 2022 ô 10:11
    Permalink

    Also… Die Sprachwissenschafte ist eine Wissenschaft. Es soll auch angeblich eine Sprachkunde geben.

    Syntetyczne konstrukcje leksykalne w języku polskim, Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Wrocław 1976
    Kultura języka w teorii i praktyce, Wyd. Uniwersytetu Wrocławskiego, Wrocław 1983
    Rzecz o języku. Szkice o współczesnej polszczyźnie, Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Wrocław 1983, ISBN 83-04-00915-3.
    Odpowiednie dać rzeczy słowo. Szkice o współczesnej polszczyźnie, Państwowy Instytut Wydawniczy, Warszawa 1993, ISBN 83-06-02278-5.
    Ojczyzna polszczyzna dla uczniów, Wydawnictwo Radia i Telewizji, Warszawa 1990, ISBN 83-212-0581-X.
    Przez lata ze słowem polskim, Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Wrocław-Warszawa-Kraków 1991, ISBN 83-04-03628-2.
    Śląska ojczyzna polszczyzna, Wojewódzka Biblioteka Publiczna, Katowice 1991, ISBN 83-900122-3-5.
    O języku do kamery, Krajowa Agencja Wydawnicza, Rzeszów 1992, ISBN 83-03-03527-4.
    Nie taki język straszny. O polszczyźnie do uczniów, Gdańskie Wydawnictwo Oświatowe, Gdańsk 1996, ISBN 83-85694-32-3.
    Miodek drąży skałę, Towarzystwo Przyjaciół Polonistyki Wrocławskiej, Wrocław 1993, ISBN 83-7091-006-8.
    Jaka jesteś, polszczyzno?, Towarzystwo Przyjaciół Polonistyki Wrocławskiej, Wrocław 1996, ISBN 83-7091-025-4.
    Rozmyślajcie nad mową!, Prószyński i S-ka, Warszawa 2002, ISBN 83-7337-195-8.
    ABC polszczyzny, Wydawnictwo Dolnośląskie, Wrocław 2004, ISBN 83-7384-160-1.
    Słownik ojczyzny polszczyzny, wyd. Europa, Wrocław 2002, ISBN 83-87977-92-6.
    Słowo jest w człowieku, Wydawnictwo Dolnośląskie, Wrocław 2007, ISBN 978-83-7384-696-8.
    Słownik polsko@polski z Miodkiem. Rozmowy profesora Jana Miodka o języku polskim z telewidzami z kraju i ze świata, Wydawnictwo Marina, Wrocław 2010, ISBN 978-83-61872-08-5.
    Słownik polsko@polski z Miodkiem drugi tom cyklu Rozmowy profesora Jana Miodka o języku polskim z telewidzami z kraju i ze świata, Wydawnictwo Marina, Wrocław 2013, ISBN 978-83-61872-76-4
    Wszystko zależy od przyimka, Wydawnictwo Agora, Warszawa 2014, ISBN 978-83-2681-308-5 (wspólnie z Jerzym Bralczykiem i Andrzejem Markowskim).
    Trzy po 33, Wydawnictwo Agora, Warszawa 2016, ISBN 978-83-268-2415-9 (wspólnie z Jerzym Bralczykiem i Andrzejem Markowskim).
    Słownik polsko@polski z Miodkiem trzeci tom cyklu Rozmowy profesora Jana Miodka o języku polskim z telewidzami z kraju i ze świata, Wydawnictwo Marianna, Wrocław 2016, ISBN 978-83-6187-265-8.

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    • 10 listopada 2022 ô 18:08
      Permalink

      Vielen Dank Herr Lubina, die Quellen unterstützen prima seine mediale Präsenz, sowie seine polozentrische Wahrnehmung.

      Ôdpowiydz

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